Faltfestbrücke

Grundlegendes

Für die eigene Truppe wird es darauf ankommen, durch Beweglichkeit und Ausnutzung des Geländes sowie des Überraschungsmomentes ihre Wirkung zu steigern und örtliche Überlegenheit zu gewinnen. Hierbei muss die kämpfende Truppe in der Lage sein, Hindernisse aller Art zügig zu überwinden. Dies kann erfolgen aus eigener Kraft durch Ausnutzung der Geländegängigkeit und Wasserbeweglichkeit der Gefechtsfahrzeuge. Ist die kämpfende Truppe aus eigener Kraft nicht dazu in der Lage, muss die Pioniertruppe Unterstützung leisten. Ein Übergang soll nach Möglichkeit an Stellen erfolgen, die für den Gegner nicht vorhersehbar sind.

Hinzu kommt, dass taktische Bewegungen nicht nur im Zuge vorhandener Straßen und Brücken, sondern vorwiegend abseits davon erfolgen müssen, um die Vorteile des Geländes zu nutzen. Entfaltete Verbände benötigen daher Übergangsmöglichkeiten über Hindernisse auf breiter Front, um Stoßkraft entfalten zu können und nicht durch eine zu geringe Anzahl von Übergangsstellen eingeengt und kanalisiert zu werden.

Im statistischen Durchschnitt ist auf dem Territorium der BRD alle 2-3 km in Ost-West- und alle 5 km in Nord-Süd-Richtung mit einem hindernisfähigen Gewässer zu rechnen. Bei dieser Häufigkeit der auftretenden Hindernisse müssen die Operationen der kämpfenden Truppen mit einer Ausstattung an Brücken und Übersetzmitteln unterstützt werden, die lagegerecht und geländeangepasst eingesetzt werden kann.

Aus der Bedrohung, insbesondere aus den immer kürzer werdenden Reaktionszeiten, resultieren folgende Forderungen für den Bau, Betrieb und Rückbau von Kriegsbrückengerät:

  • Einsatz vorwiegend bei Nacht.
  • Schnelle und zuverlässige eingehende Erkundung.
  • Schneller Brückenschlag mit leistungsfähigen Zu- und Abfahrten.
  • Zeitlich begrenzter Übergang.
  • Kurzfristiges Verlegen der Brücke zu Ausweichbrückenstellen.
  • Schneller Rückbau der Brücke und Herauslösen des Gerätes.

Das Brückenkonzept

Das Ausrüstungskonzept sollte darauf ausgerichtet werden, Kriegsbrückengerät nach Art und Umfang jeweils bei den Führungsebenen verfügbar zu halten, wo es entsprechend den Einsatzgrundsätzen und den organisatorischen Bedingungen am besten eingegliedert werden kann. Das bedeutet schnelle Verfügbarkeit von Panzerbrücken bei der kämpfenden Truppe vorn. Damit kann die überwiegende Anzahl von Hindernissen überwunden werden. Die Verfügbarkeit von leistungsfähigen Fest- und Schwimmbrücken bei den übergeordneten Kräften ermöglicht es:

  • Vorn eingesetzte Panzerbrücken herauszulösen.
  • Schwerpunkte für das Einrichten von Übergangsstellen zu bilden.
  • Die Anzahl der verfügbaren Übergangsstellen erhöhen zu können.

Die Schwerpunkte für die Leistungsfähigkeit der Brücken sollte so verteilt sein, dass es darauf ankommt, für den schnellen Übergang der vorn eingesetzten Truppen Brückengerät verfügbar zu halten, das ein rasches Verlegen / Wiederaufnehmen ermöglicht und - wenn möglich - unter  Panzerschutz verlegt wird. Dabei wird kurzen Stützweiten für Hindernisse bis zu 11 m zunehmend Bedeutung beigemessen.

In der Bundeswehr werden (Stand 2021) folgende Brücken eingesetzt:

  1. Panzerschnellbrücke Biber (wird außer Dienst gestellt)
  2. Panzerschnellbrücke Leguan (ist im Zulauf)
  3. Faltschwimmbrücke (FSB 2)
  4. Schwimmschnellbrücke M3
  5. Faltfestbrücke (FFB)

Faltfestbrücke

Die FFB dient als Unterstützungsbrücke. Sie ist für den Einsatzbereich der Festbrücke vorgesehen, die nicht unter Panzerschutz zu verlegen ist. Mit Brückenlängen von 14 m bis 40m und einer Fahrbahnbreite von 4,40 m durchgehender Fahrbahn bei nur 2,75 m Transportbreite wurde eine festbrücke für hohe Übersetzleistungen geschaffen. Um ihre Funktion erfüllen zu können mussten folgende Forderungen erfüllt werden:

  • Kurze Bauzeit, das bedeutet große Baueinheiten im Bauzustand.
  • Hohe Mobilität, das bedeutet kleine Baueinheiten im Transportzustand und geringes Gewicht.
  • Hohe Übersetzleistung durch lange Auffahrrampen und breite geschlossene Fahrbahn.
  • Möglichst geringer Zeitbedarf für Bau, Übergang und Rückbau der Brücke.
  • Möglichst geringer Personalbedarf.
  • Spannweiten von ca. 12 m (= überwiegende Zahl der Hindernisse) bis ca. 40 m.
  • Technisch nicht zu komplizierte Ausführung.
  • Ein Notbetrieb unter Inkaufnahme längerer Bauzeiten sollte ebenfalls möglich sein.
  • Einsatz als Unterstützungsbrücke zur Unterstützung von Operationen nach Vorbereitung.

 

Die Bundeswehr verfügt über 10 Sätze FFB. Mit einem Satz FFB können max. Folgende Brückenkombinationen gebaut werden.

  • 40 m und 14 m
  • 34 m und 20 m
  • 27 m und 27 m

 

Besondere Merkmale der FFB sind:

  • Modulare Bauweise, das heißt variable Brückenlängen von 14 m bis 40 m
  • Faltprinzip, das eine geschlossene Fahrbahnbreite von 4,40 m bei einer Transportbreite von 2,75 m ermöglicht
  • Hohe Tragfähigkeit ( Kette MLC 70, Rad MLC 35, Ausnahmelast: Kette 2 x MLC 70, Rad MLC 100)

Der Aufbau einer 40 m Brücke dauert etwa 70 Minuten, benötigt werden dazu 14 Soldaten (ist aber auch mit 6 Soldaten möglich). Die Bauplatzmindestgröße beträgt 18,0 m x 7,0 m. Die Lebensdauer der Brücke ist mit 20 Jahren angegeben, bzw. mit 10 000 MLC 70 Überfahrten oder mit 3000 Verlegevorgängen.

Abmessungen der Brückenelemente

Länge Innenabschnitt

6,40 m

Länge Rampenabschnitt

7,10 m

Länge Schlepprampe

3,90 m

Brückenquerschnitt

4,40 m x 1,25 m

Beschreibung der FFB

Brückenüberbau

Der Brückenüberbau besteht aus rechtwinklig zur Brückenachse faltbaren Brückenabschnitten sowie Vorbauträgern mit Uferbalken.

 

Brücke

Die Brücke wird aus Innenabschnitten und Rampenabschnitten mit den Schlepprampen zusammengesetzt. Der 4,4 m breite und 1,25 m hohe Brückenquerschnitt besteht aus 2 rechteckigen, nach unten offenen Spurträgern mit geschlossener Fahrbahnplatte.

Das falten der Brückenabschnitte wird durch in der Fahrbahnplatte in Längsrichtung angeordnete Gelenke sowie zwischen Fahrbahnplatte und Spurträger angebrachte „Knickstreben“ sichergestellt.

Das Kuppeln der Brückenabschnitte erfolgt an den Obergurten mit einer Schnappriegelkupplung und an den Untergurten mit einer Bolzenschiebekupplung. Die Bolzenschiebekupplung kann von Hand oder mit dem Elektroschrauber betätigt werden.

 

Vorbauträger (VBT)

Der VBT besteht aus VBT-Rampenabschnitten und VBT-Innenabschnitten und hat einen rechteckigen Querschnitt von 1,03 m Breite und 1,06 m Höhe.

Am Untergurt des VBT befinden sich die Mitnehmernocken für den VBT-Antrieb.

Gekuppelt wird der VBT mit einer Bolzenschiebekupplung.

Uferbalken (UB)

Der UB hat 3 Funktionen zu erfüllen:

  • Stützfuß für den Verlegebalken;
  • Stütze für den verlegten VBT;
  • Auflager für Brücke und VBT in verlegten Zustand.

Der UB hat eine Aufstandsfläche von 0,72 m x 4,6 m. er ist mit einer Schere ausgestattet, die zum Heben und Senken des VBT dient. Die Schere kann über einen Antrieb mit einem Elektroschrauber oder von Hand betätigt werden.

Brückenverleger

Der Brückenverleger ist ein mit Ladekran, Stützanlage und Verlegeeinrichtung aufgerüsteter Lkw 15 t mil gl Kat A1. Während des Marsches sind auf ihm die VBT-Rampenabschnitte und die Uferbalken verlastet. Auf dem Fahrzeugrahmen ist statt der Pritsche ein Hilfsrahmen mit Stützanlage befestigt. Die Verlegeeinrichtung wird ebenfalls auf dem Hilfsrahmen befestigt. Die Verlegeeinrichtung besteht aus Ladekran, Verlegebalkenschlitten und Verlegebalken.

 

Ladekran

Der hydraulische Ladekran hat eine Traglast von 4,3 t bei einer Ausladung von 7,70 m und ist mit einem Lastgeschirr zum Aufnehmen der Brücken- und VBT-Teile versehen.

 

Verlegebalken und Verlegebalkenschlitten

Der Verlegebalkenschlitten hat die Aufgabe, den Verlegebalken in Fahrzeuglängsachse zu verschieben. Am Verlegebalkenschlitten ist eine Winde untergebracht, die zum Heben und Befestigen des Uferbalkens gebraucht wird (VBT-Verlegen).

Der Verlegebalken hat zwei Aufgaben zu erfüllen:

  • Führungsbalken beim Verlegen des VBT.
  • Brückenauflager beim Verlegen der Brücke.

Um diese Aufgaben erfüllen zu können, sind in ihm folgende Funktionen untergebracht:

  • Verlegebalken-Schwenkeinrichtung.
  • Hydraulische Feder.
  • Ausschwenkbares Brückenauflager.
Lkw 15t mil gl A1 FFB-Verleger

Brückentransporter

Die Brückentransporter sind Lkw 15 t mil gl W Kat A1 mit geeignetem Verlastungsgestell, welche mit verlasteten Brückenabschnitten eine Breite von 2,75 m und eine Höhe von 3,80 m nicht überschreiten. Alternativ können auch Lkw 10 t mil gl W verwendet werden.

Das Verlastungsgestell ist derart gestaltet, dass bei geringfügiger Modifizierung wahlweise 2 Innenabschnitte, 2 Rampenabschnitte mit jeweils 8 Schlepprampen, 1 Innen- und 1 Rampenabschnitt mit jeweils 8 Schlepprampen oder 4 VBT Innenabschnitte, 1 Aufbaugerätesatz und 4 Transportgestelle mit jeweils 12 Schlepprampen verlastet werden können.

Lkw 15t mil gl W A1 FFB-Transport
Lkw 10t mil gl FFB-Transport

Schlepprampen

Aufbaugerätesatz

Satzzusammenstellung

Ein Satz FFB mit 54 m Brücke besteht aus:

  • 2 Brückenverlegern mit je 2 VBT-Rampenabschnitten und 2 Uferbalken.
  • 2 Brückentransportern mit je 2 Rampenabschnitten und jeweils 8 Schlepprampen.
  • 2 Brückentransportern mit je 2 Innenabschnitten.
  • 1 Brückentransporter mit Aufbaugerätesatz, 4 VBT-Innenabschnitten und 48 Schlepprampen in 4 Transportgestellen.

FFB - Verlegevorgang

Der Verlegevorgang läuft in folgender Weise ab:

1.)

Brückenverleger befindet sich in Verlegeposition (Stützanlage ausgefahren) und legt 1 VBT-Rampenabschnitt sowie die Uferbalken auf dem Boden ab. Danach wird ein Uferbalken am Verlegebalkenschlitten und ein Uferbalken am VBT-Rampenabschnitt befestigt.

2.)

Mit Hilfe des Ladekrans nimmt der Brückenverleger die VBT-Innenabschnitte nacheinander vom Brückentransporter auf und setzt sie auf dem Verlegebalken zum Kuppeln ab.

3.)

Anschließend wird der anfangs abgelegte VBT-Rampenabschnitt angekuppelt. Das Kuppeln erfolgt mit einem Elektroschrauber.

4.)

Nach jedem Ankuppelvorgang wird der VBT um jeweils eine Abschnittslänge vorgefahren.

5.)

Der VBT wird vollständig ausgefahren und auf den Uferbalken am Gegenufer abgesetzt. Anschließend wird der diesseitige Uferbalken am VBT befestigt und die Strebe, zur Aufnahme der Horizontalkräfte während der Brückenmontage zwischen Uferbalken und Verleger angebracht.

5.)

Danach wird ein Rampenabschnitt der Brücke mit dem Ladekran aufgenommen, wobei sich der Rampenabschnitt selbstständig entfaltet und auf dem VBT zum Ankuppeln abgesetzt. Ein Transportgestell mit 12 Schlepprampen wird danach auf dem Rampenabschnitt abgelegt. Danach wird die benötigte Zahl von Innenabschnitten in der gleichen Weise aufgenommen und auf dem VBT abgesetzt und mit dem vorausgegangenen Abschnitt gekuppelt. Nach jedem Kuppelvorgang wird die Brücke um jeweils eine Abschnittslänge weiter vorgefahren. Zum Schluss wird der diesseitige Rampenabschnitt angekuppelt und das zweite Transportgestell mit den Schlepprampen auf dem Rampenabschnitt abgelegt.

6.)

Jetzt wird der VBT abgesenkt und die Rampen legen sich auf die Uferbalken auf.

7.)

Zuletzt werden beiderseits die Schlepprampen angebracht und die Brücke ist überfahrbereit.

 

Der Abbau der Brücke erfolgt in umgekehrter Reihenfolge!

 

FFB - Verlegt

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